Reihe: Biographische Quellen zur Zeitgeschichte
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Reihenbände
Ein bayerischer Kommunist im doppelten Deutschland
2007, Schumacher, Ernst
Ein bayerischer Kommunist in der DDR: Ernst Schumachers Leben vollzog sich jenseits gängiger Schablonen. In Bayern geboren (1921) und aufgewachsen, ab 1949 überzeugter Kommunist, siedelte er 1962 dauerhaft in die DDR über. Dort machte er sich als Brechtforscher, Hochschullehrer und Theaterkritiker einen Namen. Trotzdem verließ ihn das Heimweh nach Bayern nie. Schumacher hat stets gesamtdeutsch gedacht und die Teilung Deutschlands kritisiert – auch als Honecker sie akzeptierte. Zugleich hatte er stets die außereuropäische Welt im Blick – besonders das aufsteigende China. Ernst Schumachers autobiographische Aufzeichnungen aus fünf Jahrzehnten sind ein eindrucksvolles Dokument erlebter und erlittener Geschichte. Michael Schwartz, geboren 1963, ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Zeitgeschichte München-Berlin, Abteilung Berlin sowie Privatdozent für Neuere und Neueste Geschichte an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster.
Deutscher Bürger und verfolgter Jude
1998, Reichmann, Hans
Hans Reichmann, ehemals Syndikus des Centralvereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens, schildert in seinen Aufzeichnungen aus dem Londoner Exil eindringlich die Verfolgung der deutschen Juden in den Jahren 1939 bis 1939. Reichmann wurde wie Zehntausende anderer Juden 1938 im Zuge des November-Pogroms, der sogenannten Reichskristallnacht, verhaftet und in das Konzentrationslager Sachsenhausen verschleppt. Sein schon im Sommer 1939 niedergeschriebener Bericht über das Lagersystem und die besonderen körperlichen und seelischen Mißhandlungen an den jüdischen Häftlingen ist in seiner Unmittelbarkeit ein eindruckvolles und erschütterndes Dokument deutsch-jüdischer Geschichte unter nationalsozialistischer Herrschaft.
Eine sächsische Lebensgeschichte
1996, Buchheim, Karl
Die "sächsische Lebensgeschichte" des Historikers Karl Buchheim ist eine dichtbelegte Schilderung unterschiedlicher Perioden der deutschen Geschichte im 20. Jahrhundert. Sie dokumentiert den Werdegang Buchheims vom Schüler zum Münchner Hochschullehrer und die Entwicklung seines Geschichtsbildes. Karl Buchheim plädierte mit Nachdruck für die Revision des herrschenden kleindeutschen Geschichtsbildes und erwies sich damit als entschiedener Kritiker Bismarcks und Luthers.
Akademischer Lehrer und emigrierte Schüler
2006, Meinecke, Friedrich
Friedrich Meinecke, der führende Repräsentant der deutschen Geschichtswissenschaft in der Weimarer Republik und nach 1945, war ein angesehener akademischer Lehrer. Als etliche seiner Schüler ab 1933 aufgrund ihrer jüdischen Abstammung oder politischen Haltung zur Emigration gezwungen wurden, hielten viele dennoch brieflichen Kontakt mit ihrem Lehrer bzw. knüpften nach Kriegsende an die alten Verbindungen an. Die jahrelange Korrespondenz z. B. mit Hans Rothfels, Dietrich Gerhard, Hajo Holborn, Felix Gilbert, Hans Rosenberg dokumentiert die persönlichen Beziehungen zwischen Meinecke und seinen Schülern und ist eine Fundgrube für Fragen der Emigration und Remigration, deutsch-jüdischer und deutsch-amerikanischer Identität sowie der Geschichte der Geschichtswissenschaft zwischen Demokratie und Diktatur. In seiner ausführlichen Einleitung stellt G. A. Ritter Meinecke und seine emigrierten Schüler vor und akzentuiert die Beziehungen zwischen deutscher und amerikanischer Geschichtswissenschaft. Pressestimmen: "historiographiegeschichtliche Quellensammlung erster Güte":Winfried Schulze in H-Soz-u-Kult: "Der inhalts- und facettenreiche Band wird in Zukunft nicht allein für die historiografiegeschichtliche Forschung ein unverzichtbares Hilfsmittel sein. Zugleich dürfte er, so ist jedenfalls zu hoffen, für die weitere Auseinandersetzung mit emigrierten deutschen Historikerinnen und Historikern einen wichtigen Impuls geben.":Winfrid Halder in H-Soz-u-Kult
Jude und Demokrat
1998, Hirschberg, Max
Die ausführlich eingeleiteten und kommentierten Erinnerungen dokumentieren das Leben Hirschbergs. Von Anfang an Anhänger der Weimarer Republik, wird Hirschberg rasch zum gesuchten Strafverteidiger, besonders in politischen Fällen. Als Jude und Demokrat schon in den 20er Jahren geschmäht, zählt er bereits 1933 zu den Verfolgten des NS-Regimes. Der engagierte Sozialdemokrat und Hitlergegner ist 1933 der erste prominente "Schutzhäftling" in München. Er schildert seine dramatische Flucht ins Exil, zunächst Italien, 1939 New York. Das exemplarische Leben eines zu Unrecht vergessenen Demokraten und Hitlergegners bietet Anlaß, darüber nachzudenken, welchen Aderlaß die deutsche Kultur durch die Vertreibung und Ermordung der Juden erlitten hat.
Schriftstellerexistenz in der Diktatur
2005, Bergengruen, Werner
Die hier vorgelegte Auswahledition der Bergengruenschen Aufzeichnungen trägt bei zur Vermittlung von Weltbildern und Werthaltungen der "inneren" und "äußeren" Emigration, wie dies von der zeithistorischen Forschung seit Erscheinen der "Tagebücher", Victor Klemperers (1995) und des "Geheimreports" Carl Zuckmeyers (2002) vielfach eingefordert wird. Frank-Lothar Kroll, geboren 1959, ist Inhaber des Lehrstuhls für Europäische Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts an der Technischen Universität Chemnitz und seit 1992 Präsident der Werner Bergengruen-Gesellschaft e.V.
Deutsche in Polen nach 1945
1997, Gebhardt, Manfred, Küttner, Joachim
Diese Edition dokumentiert zwei deutsche Schicksale in Polen, die unmittelbar mit dem Zusammenbruch der deutschen Herrschaft im Osten verbunden waren. Manfred Gebhardts Aufzeichnungen reflektieren Romantizismus, Naivität, vor allem aber Sensibilität eines jungen deutschen Soldaten, der in der Kriegsgefangenschaft erstmals direkt dem Land Polen und polnischen Menschen begegnet. Sie schildern die bisher wenig bekannte und dokumentierte Gefangenschaft deutscher Soldaten in Polen und die "Antifa"-Umerziehung, die eine erste "sozialistische Klassensolidarität" deutscher und polnischer Kommunisten begründen sollte. Die Aufzeichnungen dokumentieren ebenso ein Stück DDR-Gründungsgeschichte und sie sind zugleich beeindruckendes Zeugnis der Suche nach Subjektivität und Objektivität eines Zeitzeugen, der später in der DDR eine nicht unwichtige Rolle im Pressewesen einnahm. Wie anders liest sich die Lebensgeschichte Joachim Küttners, der bis zu seiner abenteuerlichen Flucht in die Bundesrepublik 1958 immer mit Polen zusammengelebt hatte. Als deutscher Rittergutserbe wurde er im südlichen Teil des Posener Landes geboren, nahe der Grenze an der Prosna zum russischen Teilungsgebiet. Zwischenzeitlich wurde er polnischer Staatsbürger, seit 1939 im neu errichteten Reichsgau Wartheland aber wieder privilegiert und wie Millionen seiner Volksgenossen dazu ausersehen, zur "völkischen Neuordnung" in diesem Teil Polens beizutragen. Nach dem Zusammenbruch der nationalsozialistischen Herrschaft sollte sich das Bild auf dramatische Weise wenden. Mit dem Augenblick dieser Wende beginnt Küttners Bericht. Die Gefangennahme Manfred Gebhardts in Böhmen mündet in eine vierjährige Lagerhaft, die Flucht Joachim Küttners vor der herannahenden Front in ein dreizehn Jahre währendes pseudonymes Leben. Gebhardt und Küttner lebten in Polen als "Gefangene und Fremde". Ihre Erfahrungen sind beispielhaft für die durch die jüngste Vergangenheit schwer belastete Begegnung von Deutschen und Polen nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges.