Reihe:
Studien zur Zeitgeschichte

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1970-
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In der seit 1970 publizierten Reihe erscheinen thematisch und methodisch breit gefächerte wissenschaftliche Qualifikationsarbeiten. Zumeist handelt es sich um Dissertationen, seltener um Habilitationsschriften. In der Reihe werden fast ausschließlich Manuskripte veröffentlicht, die dem Institut von außerhalb angeboten werden. Eine Veröffentlichung erfolgt erst nach einem mehrstufigen – positiv verlaufenen – Begutachtungsverfahren. Zumeist werden pro Jahr zwei Monographien publiziert, deren Umfang 500 Seiten nicht überschreiten sollte. Die bisher erschienenen Arbeiten weisen ein breites Themenspektrum auf, wobei der Schwerpunkt bisher auf der NS-Forschung lag. Die Reihe beschränkt sich nicht auf Darstellungen über die deutsche Geschichte im 20. Jahrhundert, sondern rückt zunehmend auch geschichtliche Entwicklungen in anderen europäischen Staaten in den Blick.
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Reihenbände

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DDR und PLO

2017, Kreller, Lutz

Die SED suggerierte über Jahrzehnte hinweg, sie sei ein enges Bündnis mit der Palästinensischen Befreiungsorganisation unter Führung Jassir Arafats eingegangen, das auf gemeinsamen Werten und geteilten politischen Überzeugungen beruhte. Ost-Berlin war demnach ein einflussreicher Partner der PLO, der uneingeschränkt für die legitimen Rechte der Palästinenser und ihren eigenen Staat an der Seite Israels eintrat. Aber was bedeutete dies konkret? Wie substanziell war die PLO- und Palästinapolitik der DDR? Inwiefern griff Ost-Berlin in die Machtkämpfe um den Vorsitz der PLO ein? Von welchen Faktoren wurde die Haltung des SED-Regimes gegenüber Jassir Arafat bestimmt? Wie verhielt sich Honecker, als Syrien – einer der wichtigsten Verbündeten der DDR – immer wieder gegen die Palästinenser im Libanon Krieg führte? Wie beurteilte die SED die Westpolitik der PLO und Arafats Kampf um die politische Anerkennung der Bonner Regierung? Welches Konzept stand hinter Arafats doppelter Deutschlandpolitik? Diesen Fragen geht Lutz Kreller in seiner quellengesättigten Studie nach.

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Die Stadt, das Geld und der Markt

2016, Führer, Karl Christian

Die aktuelle Debatte über stark steigende Grundstückspreise und Mieten findet in dieser Untersuchung ihr historisches Fundament: Das Buch zeigt, wie intensiv in der Bundesrepublik bereits nach 1960 über das gleiche Problem gestritten wurde. Als Schuldige galten profitgierige "Spekulanten", denen unmoralische Geschäftsmethoden vorgeworfen wurden. Anhand zahlreicher Fallbeispiele - aus Frankfurt am Main, München, Hamburg, Köln und West-Berlin - untersucht Karl Christian Führer sowohl das konkrete Geschehen auf den Märkten für Grundstücke und Wohnraum als auch die zahlreichen Proteste gegen die "Spekulation" mit Immobilien, etwa durch Hausbesetzungen, bis 1985. Er verzichtet dabei auf vorschnelle Urteile und analysiert die Prozesse konsequent im Kontext der bundesdeutschen Gesellschafts- und Wirtschaftsgeschichte. Ein zentral wichtiger Aspekt der jüngeren Vergangenheit wird damit auf innovative Weise differenziert dargestellt, denn Grundstücke und Wohnungen sind wohl das Wirtschaftsgut, an dem sich die soziale und kulturelle Dimension ökonomischen Handelns besonders eindringlich nachweisen lässt. Der moralisierende Begriff der "Spekulation" hilft wenig, wenn man Veränderungen auf diesem Markt verstehen will.

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Auf der Suche nach einem "anderen Deutschland"

2014, Wenkel, Christian

Das "andere Deutschland" ist in Frankreich Mythos und Konzept in einem. Es ist der Versuch einer philosophischen Trennung zwischen der Kulturnation und dem gefürchteten militärischen Gegner. Die deutsche Teilung von 1949 schuf erstmalig eine geografisch-politische Entsprechung zur tief im kollektiven französischen Bewusstsein verankerten Theorie der "deux Allemagne", der die Idee des "anderen Deutschlands" entlehnt ist. Und der zweite deutsche Staat, die DDR, von der man in Frankreich lange Zeit außer dem Theater Brechts nicht viel kannte, bot eine ideale Projektionsfläche für Vorstellungen von einem besseren Deutschland. Die Suche nach dem "anderen Deutschland" erhielt damit ein scheinbar reales Ziel für nicht wenige germanophile Franzosen, die zahlreiche Kontakte zu wirtschaftlichen, kulturellen und politischen Eliten in der DDR pflegten. Christian Wenkel beschäftigt sich mit der Frage, warum gerade Frankreich derart intensive Beziehungen zur DDR unterhielt und ob es ein spezifisch französisches Interesse für die DDR gab. Auf breiter Quellenbasis erläutert er nicht nur grundlegende Besonderheiten der französisch-ostdeutschen Beziehungen, sondern auch die Genese und Entwicklung von Kontakten auf wirtschaftlicher, kultureller, parlamentarischer und politischer Ebene.

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Der Weg in den Krieg 1938/39

2011, Hermann, Angela

Neues Licht auf die Vorgeschichte des Zweiten Weltkriegs: Die Tagebücher von Joseph Goebbels, Propagandaminister des "Dritten Reiches", gehören zu den bedeutendsten Quellen der NS-Zeit. Die Geschichte ihrer Überlieferung ist so ungewöhnlich wie abenteuerlich, was Zweifel an ihrer Authentizität weckte. Mit Angela Hermanns Studie liegt erstmals eine Monographie über den wissenschaftlichen Wert der Goebbels-Tagebücher vor. Im Mittelpunkt steht die Phase zwischen Hitlers Entschluß zum Krieg und dem Befehl zum Angriff auf Polen – also so entscheidende Etappen wie die Blomberg-Fritsch-Krise, der "Anschluß" Österreichs, das Münchener Abkommen, die Novemberpogrome, die Errichtung des "Protektorats Böhmen und Mähren" und der Kriegsausbruch, die vielfach in einem neuen Licht erscheinen, so daß die quellenkritischen Studien zu den Goebbels-Tagebüchern auch als überzeugende Gesamtdarstellung des "Wegs in den Krieg 1938/39" gelten können. Angela Hermann, geboren 1975, ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am NS-Dokumentationszentrum München.

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Wehrmachtjustiz an der "Heimatfront"

2016, Theis, Kerstin

Das Ersatzheer der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg ist immer noch eine Terra incognita. Dabei war seine Bedeutung an der Heimatfront immens. Es übernahm dort für das NS-Regime wichtige gesellschaftliche Aufgaben, wozu auch ein besonderer Aspekt der NS-Gerichtsbarkeit zu zählen ist: die Wehrmachtjustiz im Heimatgebiet. Kerstin Theis zeichnet am Beispiel eines Militärgerichts ein umfassendes und nuanciertes Bild dieser bisher fast ganz übersehenen militärischen Einrichtung. Auf breiter Quellenbasis liefert sie ein detailliertes Gruppenprofil der dort tätigen Richter und Befehlshaber. Sie beleuchtet den Gerichtsalltag, der sich nicht in der Strafverfolgung gegen Deserteure und der Verhängung von Todesurteilen erschöpft, sondern ein breites Spektrum von Delikten und Angeklagten-Gruppen umfasst. Schließlich - und das ist das größte Verdienst dieser innovativen Studie - kann die Autorin zeigen, wie die Richter in der Heimat mit ihren Mitteln versuchten, aus der "Volksgemeinschaft" eine mobilisierte Wehrgemeinschaft zu formen, in der alles den Erfordernissen eines "totalen" Krieges untergeordnet war.

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Frieden durch Kommunikation

2015, Bresselau von Bressensdorf, Agnes

Wie funktioniert Entspannungspolitik in internationalen Krisenzeiten? Ende der 1970er Jahre stand Bundesaußenminister Genscher vor der Herausforderung, das Prestige-Projekt der sozial-liberalen Koalition - die Entspannungspolitik gegenüber dem Osten - gegen den heraufziehenden "Zweiten Kalten Krieg" zu verteidigen. Agnes Bresselau von Bressensdorf zeigt am Beispiel des sowjetischen Einmarsches in Afghanistan und der polnischen Krise, wie er darauf mit einer antizyklischen Kommunikationspolitik antwortete, um die angespannte internationale Lage zu deeskalieren. Über diese konkreten Fallbeispiele hinaus sieht die Autorin die Grundlagen für den langfristigen Erfolg Genschers als Bundesaußenminister, Vize-Kanzler und FDP-Vorsitzender in einem spezifischen "System Genscher": Mit dem Auswärtigen Amt als Schaltzentrale, der FDP als funktioneller Machtbasis und einer Strategie der Medialisierung, Personalisierung und Entertainisierung von Außenpolitik modernisierte Genscher das diplomatische Krisenmanagement und sicherte sich seine Position als zentraler Akteur bundesdeutscher Politik.

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Bürgerwille und Gebietsreform

2012, Mecking, Sabine

Neuer Blick auf kommunale Gebietsreformen als Seismograph für gesamtgesellschaftliche Veränderungen: "Wutbürger" ist das Schlagwort, mit dem aktuell die Empörung der Bevölkerung beschrieben wird, politische Entscheidungen würden über ihren Kopf hinweg getroffen. Bei der Überraschung über das Ausmaß des gegenwärtigen öffentlichen Protests wird vielfach übersehen, dass sich bereits früher im Zuge der kommunalen Gebietsreform der 1960er und 1970er Jahre in Westdeutschland Bürgerzorn gegen eine staatliche Planung von oben zeigte. Über viele Jahre lang prägte die Diskussion und Auseinandersetzung über Eingemeindungen, Zusammenschlüsse und Auflösungen von Gemeinden und Kreisen das innenpolitische Klima der Bundesrepublik. Wie Bürger während der Planung, Durchführung und auch noch lange nach Abschluss der Neuordnung "mehr Demokratie wagten" und wie staatliche und kommunale Entscheidungsträger auf das neue Partizipationsbedürfnis der "verplanten" Menschen reagierten, zeigt Sabine Mecking am Beispiel von Nordrhein-Westfalen. Es wird deutlich, dass es sich zwar um eine Gebietsreform für den Bürger, aber nicht mit dem Bürger handelte. Sabine Mecking, geboren 1967, ist Privatdozentin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Geschichtswissenschaften der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf.

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Von den Besiegten lernen?

2016, Howell, Esther-Julia

Trotz anfänglicher Bemühungen der Alliierten, die deutsche Militärelite für Verbrechen im Zweiten Weltkrieg zur Verantwortung zu ziehen, gelang es den meisten deutschen Generälen und Offizieren nach 1945 rasch, sich den neuen, insbesondere von den USA vorgegebenen politischen Rahmenbedingungen anzupassen. Bei der Integration der deutschen Militärelite in die westliche Wertegemeinschaft spielte auch die langjährige kriegsgeschichtliche Kooperation der U.S. Armee mit hunderten ehemaligen Wehrmachtsoffizieren eine wichtige Rolle, in deren Rahmen die Deutschen tausende Studien zum Zweiten Weltkrieg verfassten. Dabei bot die sogenannte Historical Division den deutschen Militärs ein sinnstiftendes Betätigungsfeld und äußerst günstige Rahmenbedingungen für die Formulierung einer apologetischen Geschichtsdeutung. Die Autorin zeichnet die Entwicklungsgeschichte der kriegsgeschichtlichen Kooperation auf breiter Quellenbasis nach und rekonstruiert detailliert die Arbeits- und Kommunikationsprozesse innerhalb des Projekts. Auf der Basis von Nachlässen deutscher und amerikanischer Beteiligter, vor allem aber der Verwaltungsakten der Historical Division analysiert sie, warum die Amerikaner den deutschen Militärs einen so hohen Deutungsspielraum einräumten und sich sogar aktiv an der transatlantischen Verbreitung der Legende von der "sauberen Wehrmacht" beteiligten.

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Genuss als Politikum

2015, Sigmund, Monika

Zwischen Währungsreform und Wiedervereinigung besaß Kaffee als Wohlstandsindikator in Ost und West einen hohen Symbolwert im individuellen und gesellschaftlichen Selbstverständnis. Monika Sigmund zeigt in ihrer vergleichend angelegten und reich illustrierten Darstellung den Stellenwert und die emotionale Aufladung, die mit einer Tasse Kaffee verbunden waren. In der DDR reichte eine Verschlechterung der Kaffeequalität, um massenhaften Konsumentenprotest und damit eine Legitimationskrise des SED-Regimes hervorzurufen. In der Bundesrepublik kritisierten Verbraucher die ausbeuterischen Produktionsbedingungen in der "Dritten Welt" und nahmen Einfluss auf die Präsentation des Genussmittels in der Werbung. Der Kaffeegenuss war hier wie dort weit mehr als ein privater Akt.

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Staatssekretär Wilhelm Stuckart und die Judenpolitik

2012, Jasch, Hans-Christian

Die Verführbarkeit hochbegabter Juristen im NS: Der Staatssekretär im Reichsministerium des Innern Wilhelm Stuckart (1902-1953) war einer der wichtigsten juristischen Interpreten und Legitimatoren des NS-Staates. Als Mit-Autor der Nürnberger Rassegesetze goss er dessen biologistische Grundlagen in Gesetze und begleitete später die Vorbereitungen zum Genozid. Im Frühjahr 1942 vertrat er auf der Endlösungskonferenz am Wannsee sein Ressort. Nach dem Krieg gehörte Stuckart zu den Schöpfern der Legende von der "sauberen Verwaltung", die sich den rassistischen Ansprüchen der NS-Machthaber widersetzt habe. Die biographische Auseinandersetzung mit Stuckart belegt nicht nur die prägende Funktion von führenden Juristen in der NS-Verwaltung, sie untersucht auch die Rolle der Innenverwaltung und ihre Mitwirkung am Genozid. Hans-Christian Jasch, geboren 1973, Jurist, Regierungsdirektor im Bundesministerium des Innern, langjähriger freier Mitarbeiter in der Gedenkstätte Haus der Wannseekonferenz in Berlin, arbeitete von 2007 bis 2011 als entsandter nationaler Experte bei der Europäischen Kommission in Brüssel.