Endlich bilanziert ein Themenband die regional- und lokalgeschichtlich spezialisierten Einzelforschungen zum Nationalsozialismus. Die Beiträge resümieren die Forschungsergebnisse, sie diskutieren auch die methodischen Probleme einer Regionalgeschichte des Nationalsozialismus. Horst Möller ist ehem. Direktor des Instituts für Zeitgeschichte München-Berlin und Inhaber des Lehrstuhls für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität München. Andreas Wirsching, geboren 1959, ist Direktor des Instituts für Zeitgeschichte München-Berlin.
Der Band geht zurück auf das Forschungskolloquium „Integration von Flüchtlingen im Nachkriegsdeutschland“, das das Institut für Zeitgeschichte im Juni 1996 veranstaltet hat, und ist einem vergleichenden Ansatz verpflichtet: Alle Besatzungszonen und somit beide 1949 entstandenen deutschen Staaten waren von den Folgen der millionenfachen Flucht, Vertreibung und Zwangsumsiedlung der Deutschen aus Ostdeutschland und Osteuropa vehement betroffen. Beide politischen Systeme reagierten auf diese große soziale Herausforderung mit einer spezifischen Vertriebenen-Integrationspolitik. Die aktuelle Forschung zum Thema hat neue Impulse gewonnen, seit Paul Lüttinger die übliche positive Bilanzierung der Vertriebenenintegration kritisch als Teil eines „Gründungsmythos“ der Bundesrepublik eingeordnet hat, und mit dem Beginn einer politisch unabhängigeren wissenschaftlichen Aufarbeitung der Integrationsgeschichte für die SBZ/DDR wurde die zeitgeschichtliche Bedingtheit auch der bundesrepublikanischen Forschungsansätze zum Thema wieder stärker dabattiert. Inmitten dieser Debatte traten Hoffmann und Schwartz dazu an, eine Forschungslücke zu füllen und die Integration der Vertriebenen und Flüchtlinge gesamtdeutsch zu erschließen. Die Beiträge zeigen verblüffende Ähnlichkeiten in der Problematik sowie deren Behandlung in der Geschichtswissenschaft auf. In beiden deutschen Staaten sei die Thematik entweder tabuisiert oder durchweg als Erfolgsgeschichte dargestellt worden.